J.R.R. Tolkiens erzählerisches Werk

Der Sammelbegriff Phantastische Literatur umfasst das Irreale, Surreale, Wunderbare, Übernatürliche, Zauberhafte, Unheimliche, Bizarre, Groteske, Okkulte, Traumhafte, Unbewusste, Halluzinatorische, Visionäre sowie das Gespenstisch-Geisterhafte. John Ronald Reuel Tolkien ist wohl der bedeutendste Autor der Phantastischen Literatur, den das 20.Jahrhundert hervorbrachte, zumindest ist er der populärste und meistgelesenste. In Gero von Wilperts Lexikon der Literatur findet Tolkien keine Erwähnung, und auch die etablierte Literaturwissenschaft ignoriert ihn immer noch weitgehend. In der schulischen Bildung, im Deutsch- oder Englischunterricht bleibt er marginal vertreten.
Besonders englischsprachige Autoren haben die Phantastische Literatur inzwischen zu einer anerkannten Gattung moderner Schreibkunst weiter entwickelt. Weltweit geht die Leserschaft in die Millionen, von entsprechenden Filmen und Computerspielen ganz abgesehen. In diesem Umfeld ist J.R.R. Tolkien sicherlich der bedeutendste Diskursivitätsbegründer, der eine ganze Generation von Autoren postmoderner Fantasy-Literatur beeinflusste und deren Werk prägte.

Gegenstand der Studie J.R.R. Tolkiens mythographische Methode ist eine generelle Einleitung und Spurensuche, die nach der Erzähltechnik des Autors sowie den Quellen seiner Erzählungen fahndet. Tolkiens fiktives Werk kreist lebenslang um die Figur des Seefahrers Earendil, beginnend mit dem ersten Entwurf der Earendil-Saga bis zu dessen postumen Abschluss durch seinen Sohn Christopher.
Ziel dieser Studie ist auch eine Auseinandersetzung mit Tolkiens Werk, die den Fokus auf seine nordeuropäischen literarischen Quellen legt, die er bei der Konzeption seiner fiktiven Mythologie intensiv als Steinbruch für seine eigenen Erzählungen nutzte.
Die Texte Tolkiens, die ich in dieser Untersuchung seiner narrativen Methode verwendet habe, sind in der History of Middle-Earth publiziert. Insbesondere stütze ich mich bei meiner Argumentation auf die frühen Erzählungen im Buch der Verschollenen Geschichten (The Book of Lost Tales) sowie auf die verschiedenen Versionen der Quenta Silmarillion, die postum in die Kompilation Das Silmarillion führten. Die Figur Earendil, Vermittler, Bote und Erlöser, und die mit diesem Protagonisten transportierten philosophischen und theologischen Themen, beschäftigte Tolkien lebenslang, wie die von mir ausgewerteten Quellen zeigen.

Eine fiktive Mythologie

Die Erzählungen von J.R.R. Tolkien sind fiktive Mythologie und als Genre phantastische Literatur. Impuls für sein erzählerisches Werk war ein besonderer Wunsch des Autors: Er wollte eine Mythologie für England schaffen, die die Kluft zwischen den altenglischen Überlieferungen und dem Bruch überbrücken sollte, den die normannische Invasion im 10. Jahrhundert verursacht und England seiner indigenen germanischen Kultur entfremdet hatte. Tolkien beabsichtigte die so entstandene, von ihm schmerzhaft empfundene Lücke in den traditionellen Überlieferungen seiner Kultur zu schließen. Er widmete sein Leben einer Sammlung von mehr oder weniger zusammenhängenden Sagen und Legenden, die von den großen kosmogonischen Mythen bis zu den romantischen Märchen reichen sollten – die größeren auf den kleineren gründend, die kleineren um den Glanz des weiten Hintergrundes bereichert – ein Werk, das ich einfach England widmen könnte, meinem Lande – die heute sein erzählerisches Werk ausmachen.
Für die Konzeption seiner fiktiven Mythologie orientierte sich Tolkien an der Heldenmythologie der nordisch-germanischen Weltanschauung. Er bewundert besonders den altenglischen Beowulf, den er neben einigen anderen Versdichtungen dieser nordeuropäischen Epoche idealisierte und sich zum Vorbild nahm. In mehreren, alliterierenden Versdichtungen, die inzwischen alle in der History of Middle-Earth vorliegen, dichtete er, die antiken Vorlagen in Atmosphäre, Versbildungstechnik und Thema imitierend, pathetische Heldenlieder, die aus seiner Gegenwart an die der nordeuropäischen Antike anknüpfen sollten.

Die mythische Struktur der tolkienschen Erzählweise folgt einem imaginativen Bildbewusstsein, das sich für Jean Gebser im Bildcharakter des Mythos spiegelt und auf die Seele und den Himmel, den antiken Kosmos, antwortet. In gewissem Sinn sind Tolkiens fiktive Mythen, Sagen, Legenden und Märchen wortgewordene Kollektivtäume Nordeuropas. Er prägte diese unbewussten Vorgänge in eine dichterische Form. Allerdings ist die bloße Äußerung dieser psychischen Inhalte noch kein Indiz ihrer Bewusstwerdung, sondern lediglich die Möglichkeit dieser Bewusstwerdung. Dabei bringen die tolkienschen Texte die Bewusstwerdung durch die Entäußerung kollektiv-mythologischer Themen auf den Weg. Der dichterische Text ermöglicht erst, was bewusst werden soll oder will.
Die Termini Imagination und Bilderschaffen bilden das Portal in Tolkiens Werk. Eine kulturelle Epoche, die das mythische Denken nicht mehr pflegt, kann dieses nur noch im Gewand der Phantastik (Fantasy) präsentieren oder, wie es Tolkien in seinem Essay Über Märchen nennt, als Zweitschöpfung. Neben die primäre Welt der gegenwärtigen Realität stellt Tolkien imaginativ eine neben- oder beigeordnete zweite Realität, die er in seiner fiktiven Mythologie ausformuliert. Dazu nutzt er die Macht des Wortes als Medium, Figuren wie Earendil, Eriol oder Gandalf als Vermittler seiner Intention.

Ein besonderes Merkmal seiner Erzählungen, in seiner Zeit noch außergewöhnlich, ist die Entwicklung seiner künstlichen Sprachen, die Menschen erfordert, die diese sprechen und weiterentwickeln. Ohne Kultur, die deren Existenz und Entwicklung prägt, gibt es keine Menschen und ohne Menschen keinen Mythos, der formend und gestaltend auf die Kultur zurückwirkt. Das ist die kreisende Bewegung, die Jean Gebser als Symbol der mythischen Struktur bezeichnet, die alles Polare umfasst und es ausgleichend ineinanderbindet. Und das ist auch Tolkiens literarisches Credo. Die innere Folgerichtigkeit der Realität, von der Tolkien in Über Märchen spricht, ist eine in der Mythos, Sprache und Kultur einander reflektieren und die Welt gestalten, der sie ihre Existenz verdanken.

Die Earendil-Saga

Earendil ist eine der wichtigsten mythologischen Gestalten im erzählerischen Werk von J.R.R. Tolkien. Seine Earendil-Saga gehört zu den Erzählungen der Älteren Tage (Legends of the Elder Days). Diese fiktive Saga, die ich als Märchensaga beschreiben werde, liegt in drei, im Detail verschiedenen Versionen vor, an denen Tolkien zu unterschiedlichen Zeiten seines Lebens immer wieder gearbeitet, die er immer wieder überarbeitet und revidiert hat, die er aber nicht mehr fertigstellen konnte.
Auch die Earendil-Saga wuchs aus einer einzigen Wurzel, aus Tolkien Faszination und Begeisterung für die altenglische und altnordische Literatur. In seiner Auseinandersetzung mit verschiedenen frühgeschichtlichen europäischen Kulturen verfasste Tolkien zwei Fassungen seiner fiktiven Mythologie, in der die Figur Earendil von Beginn an zentral ist:

  • die zwei Bände der frühen Erzählungen in The Book of Lost Tales (Das Buch der Verschollenen Geschichten) und
  • die verschiedenen Versionen der Quenta Silmarillion, die die Verschollenen Geschichten aufgreifen und weiter entwickelten, ohne dass Tolkien dieses literarische Projekt abschließen konnte. Die dritte Fassung der Sagas der Älteren Tage publizierte sein Sohn Christopher Tolkien 1977 postum als The Silmarillion (Das Silmarillion). J.R.R. Tolkien selbst bezeichnete diese Texte seiner fiktiven Mythographie als Legendarium (atanatárion), eine Sammlung von Heldenliedern, Heldenlegenden und Heldenbiographien, ein Sagenbuch also.

Die Einzelstudien der Earendil-Saga in dieser Studie blicken aus verschiedenen Perspektiven auf diesen wichtigen Protagonisten des Legendariums. Nachdem die Frage der Gattung geklärt ist, wendet sich A New Star Is Risen In The West Tolkiens narrativen Vorstellungen und Ambitionen zu, sucht in einem ersten Schritt die Quellen auf, die Tolkien zu Earendil führten und gipfelt in einer Synopsis der Saga wie sie der fragmentarische Zustand der Quenta Silmarillion-Manuskripte zulässt.
Der Text Éarendil, Aurvandillr, Earendil erläutert Tolkiens altnordische Quellen und stellt seine Figur Earendil in der mythologischen, literarischen, ganz allgemein seinen kulturellen Kontext, wie dies die einschlägigen Quellen aktuell ermöglichen. Nicht nur die narrativen Mittel, die Tolkien verwendet, imitieren die nordeuropäischen Mythen, sondern auch die Figur des Earendil hat in diesem Umfeld ihren Sitz und ist dort unter verschiedenen Namen bekannt. Schwerpunkt dieser Einzelstudie bildet die Frage, inwieweit Tolkiens Erzählungen durch mythologische Vorbilder früher europäischer Kulturen beeinflusst sind.

Der letzte Teil der Earendil-Studien greift Tolkiens Konzept des Elbenfreunds erneut auf, das in der Persönlichkeit des Mythensammlers Eriol, eines Nachkommens Earendils, kulminiert. Die Auseinandersetzung mit Eriol, der unter verschiedenen Namen und Rollen Tolkiens Werk bis in den Herrn der Ringe durchstreift, legt ein anderes narratives Mittel Tolkiens offen, das tief in Tolkiens philosophischen und theologischen Einsichten wurzelt.

Wie Tolkiens Protagonisten ihre Quest bewältigen ist Inhalt langer Geschichten von Licht und Finsternis, Humanität und Mut. Die Botschaft, die Tolkien in diesen Erzählungen verkündet, kreisen um die Verleugnung von Scheitern und Niederlage und das Wissen, dass auch der unwahrscheinlichste Bote seinen Auftrag ausführt. Beren, Frodo und Earendil sind solche Boten, unbeirrbar und beharrlich, Protagonisten des Mutes, heroische Persönlichkeiten, die der Glaube an einen unbeugsamen Willen auch noch im Angesicht eines möglichen Scheiterns auszeichnet.
Tolkiens Theorie des Mutes, in Túrin Turambar und Frodo Beutlin interpretiert, erinnert an die esoterische Perspektive der anthroposophischen Evolutionstheorie. Diese vertritt die Auffassung, die sogenannten Mutkräfte seien, im Unterschied zu den südeuropäischen und orientalischen Kulturen, charakteristisch für die nordeuropäische germanische Kultur.

Abschließend bieten meine Tolkien-Studien drei Rezensionen, Tolkien Reloaded 1 – 3, die die neuesten Publikationen aus der Werkstatt J.R.R. Tolkiens, die sein Sohn Christopher in den letzten Jahren postum veröffentlich hat, vorstellen. Zwei dieser Bücher hat Tolkien unter dem Einfluss antiker mythischer Vorbilder, in diese imitierenden Versdichtungen, verfasst, eine dritte ist Túrin Turambar, einer der zentralen Figuren des Ersten Zeitalters seiner Mythologie gewidmet. Thematisch behandeln diese drei Publikationen ein gemeinsames Motiv: sie berichten, neben dem Schicksal Túrins, vom Leben und Scheitern berühmter Personen der nordeuropäischen Mythologie: Sigurd, Gudrún und Arthur.

Die in der vorausgegangenen Einleitungen hervorgehobenen, noch nicht verlinkten, Stichworte, werden fortlaufend online gestellt.

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  1. #1 von Crianlarich am 30. Mai 2019 - 10:23

    Hallo! Ich habe mit Interesse den Aufsatz in der PDF gelesen. Gefreut hat mich z.B. die Erwähnung des prähistorischen und antiken Initiationsmythos als Folie für Gandalfs Sieg über den Balrog, die sonst oft gerne vergessen wird, oder die präzise Erwähnung der Dreifaltigkeitsvorstellung ohne zusätzliche Allegorese.

    Dennoch muss ich Kritik loswerden.

    S. 1: Meines Wissens gibt es zur Zeit keinen Beleg dafür, dass Tolkien die Phrase „Mythologie für England“ je verwendet hat. Ihre falsche Zitierweise in Fußnote 4, die nicht zwischen Carpenters Worten und Tolkiens Brief 131 unterscheidet, erweckt leider den Anschein, die Phrase stamme aus Tolkiens Feder. Die Phrase „Mythologie _für_ England“ (Carpenter) hat stärkere kulturgeschichtliche (und vielleicht politische) Konnotationen und Implikationen als – sinngemäss – England _gewidmete_ Legenden (Tolkien).

    S. 2: Hier schreiben Sie, dass „die Angst der Menschen vor dem Tod [den Geraden Weg] schließlich krümmte“ – allerdings leider ohne eine Quellenangabe, die belegt, dass die Angst der Menschen vor dem Tod bei Tolkien jemals den Geraden Weg krümmt. Meines Wissens bleibt der Gerade Weg auch nach der Krümmung der Welt gerade (siehe: Akallabêth, letzter Abschnitt); das Befahren des Geraden Wegs zu Lebzeiten bleibt Auserwählten (z.B. Frodo) vorbehalten, die postmortale (und geradlinige) Reise zur Zwischenstation „Mandos“ steht allen elbischen und menschlichen ’fear’ (etwa: Seelen) frei.

    S. 5 f.: Túrin ist ein Adan, kein Elda. Daher erscheint die Diskussion über die Namensgebung durch Húrin oder Morwen mit Bezug auf „Laws and Customs“ unklar.

    S. 11: Hier wird wieder Carpenters Phrase „Mythologie für England“ bemüht. Natürlich spielt Tolkien mit der Vorstellung einer mythologischen Vorgeschichte Englands „glorified by the enchantment of distance in time“ (Brief 183), demontiert deren Ernsthaftigkeit aber eigenhändig in „The Lord of the Rings“, u.z. indem er die ontologische Grenze zwischen Fiktion (Ea) und Nicht-Fiktion (Rezeptionsgegenwart) hervorhebt: “Those days, the Third Age of Middle-earth, are now long past, and the shape of all lands has been changed; but the regions in which Hobbits then lived were doubtless the same as those in which they still linger: the North-West of the Old World, east of the Sea.” (Tolkien: The Lord of the Rings, Prologue) Da jeder Rezipient weiß, dass es in den 1950ern keine Hobbits in England gibt, hat sich Tolkien also spätestens zur Zeit der Niederschrift von „The Lord of the Rings“ damit abgefunden, dass sein Werk nur eine Parallelwelt sein kann (ähnlich: Batmans Gotham City = New York.). Warum? Ich weiß es nicht. Hat er vielleicht anhand der Zeitgeschichte erkannt, dass totalitäre Mythologien im 20. Jahrhundert nichts mehr zu suchen haben?

    S. 16: Hier schreiben Sie, dass die mysteriösen Andeutungen einer vergangenen Historie in „The Lord of the Rings“ die Neugier des Lesers wecken. Das stimmt. Allerdings steht dahinter kein intendiertes narratives Konzept oder eine besondere literarische Qualität, denn nach Tolkiens Vorstellung sollte „The Lord of the Rings“ zusammen mit „The Silmarillion“ im Doppelpack veröffentlicht werden, doch der Verlag lehnte dies ab (siehe z.B.: Briefe 123, 124, 125, 126, 127 usw.). Das „Mysteriöse“ in „The Lord of the Rings“ ist daher nichts Intentionales, sondern ein Unfall der Veröffentlichungspolitik.

    S. 37: Sie schreiben, dass Morgoth von den Eldar nur mit Hilfe der Valar besiegt werden kann. Von einer Anwesenheit der Valar im Krieg des Zorns ist im Silmarillion aber nicht die Rede. Wären die Valar am Krieg in Beleriand beteiligt, würden sie nach dem Krieg nicht ohne die beiden Silmaril-Steine nach Valinor zurückkehren und darauf warten, dass der Maia Eonwe (Anführer der Valinorischen Elben [d.h. „the host of the Valar“] und vielleicht „ranghöchste“ beteiligte Figur auf der Seite der Guten) sie in den Westen bringt.

    S. 42: Die Eldar können sich nicht „in freiem Willen für die Sterblichkeit [entscheiden]“, nur Earendil, Elwing und deren halbelbische Nachkommen können dies (vgl.: The Silmarillion, Of the Voyage of Eärendil). Es wird zwar erwähnt, dass Elben und Valar die Menschen aufgrund der zunehmenden Last der Jahre um den Tod beneiden können, aber das ist ja nicht gleichzusetzen mit einer Entscheidung für die Sterblichkeit aus freiem Willen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Crianlarich

  2. #2 von Crianlarich am 31. Mai 2019 - 19:04

    Hallo noch einmal!

    S. 42: Sie schreiben: „Als Geschenk Ilúvaters [sic!] ermöglicht der Tod den Edain (ihr physisches Sterben) die geistige Unsterblichkeit.“ Aber wie kommen Sie darauf? Was hat die menschliche Sterblichkeit, das physische Sterben, mit der Frage zu tun, ob die Seelen unsterblich sind oder nicht? Nach Tolkien gar nichts. Lesen Sie bitte dazu noch einmal die Kommentare zu „Athrabeth Finrod ah Andreth“ in „Morgoth’s Ring“. Dort werden Ängste, Vermutungen und Glaubensinhalte von Elben und Menschen erläutert, z.B. a) die Angst, dass die elbischen ’fear’ am zeitlichen Ende der Welt vergehen, aber auch b) die Vermutung, dass die ’fear’ grundsätzlich unzerstörbar sind. In der Ainulindale findet sich eine ähnliche Vermutung: „Never since have the Ainur made any music like to this music, though it has been said that a greater still shall be made before Ilúvatar by the choirs of the Ainur and the Children of Ilúvatar [Elben und Menschen] after the end of days.“ (Tolkien: The Silmarillion, Ainulindale) Ich sage „Vermutung“, weil alles, was über das endgültige Schicksal der Seelen gesagt wird, nur aus Glaubensinhalten, Ängsten und Hoffnungen von Menschen, Elben und Ainur besteht und bestehen kann. Wissen besitzt höchstens Eru.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Crianlarich

  3. #3 von Crianlarich am 1. Juni 2019 - 9:31

    Hallo abermals!

    S. 41: Sie meinen, Tolkien meine mit den „Mauern der Welt“ nicht die Ilurambar, sondern die Pélori, begründen und belegen dies aber leider nicht.

    Die Pelóri sind die Berge an der Ostküste von Aman (vgl. Tolkien: The Silmarillion, Index of Names) und werden im Silmarillion nie “Mauern der Welt” genannt. “Mauern der Welt” werden hingegen zwei andere Grenzen genannt:

    1. eben die von Ihnen zurückgewiesenen Ilurambar, d.h. die Außengrenze Eas (transzendent):

    „But Morgoth himself the Valar thrust through the Door of Night beyond the Walls of the World, into the Timeless Void“
    (Tolkien: The Silmarillion, Of the Voyage of Eärendil and the War of Wrath)

    und 2. die Westgrenze Amans, d.h. die Grenze Ardas (nicht-transzendent):

    “Her [Nienna’s] halls are west of West, upon the borders of the world; […] The windows of her house look outward from the walls of the world.”
    (Tolkien: The Silmarillion, Of the Valar)

    Wenn man also Tolkiens Wortwahl („Mauern der Welt“) interpretiert und dabei intrafiktional argumentiert, d.h. auf Tolkiens Kosmos Bezug nimmt, bieten sich diese beiden Möglichkeiten an.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Crianlarich

  4. #4 von Herbert W. Jardner am 26. August 2019 - 19:07

    Hallo Crianlarich,

    herzlichen Dank für dein Interesse und deine ausführlichen Kommentare. Ich habe deine Kommentare erst gerade gelesen, bin also spät dran. Meine Beschäftigung mit Tolkiens Werk liegt lange zurück, sodass ich deine Anmerkungen und Ergänzungen nun nicht weiter kommentieren will. Für eine intensive Auseinandersetzung fehlt mir aktuell leider die Zeit und wohl auch das Interesse. Das tut mir leid. Seinerzeit hätte ich mich sehr gefreut, mich mit dir weiter auseinanderzusetzen. Dies überlasse ich nun kommenden Lesern. Dennoch hat es mich sehr gefreut. Lb.G. HWJ

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