Übergänge, Portale, Gewirre

Vorbemerkung

Absicht dieser sehr speziellen Studie ist es, Ordnung und Verständnis in das „Gewirr“ eines narrativen Motivs zu bringen, dass in der Fantasy schon immer gerne benutzt wurde: das Motiv des Portals in einem unkonventionellen Gewand. Im Auftakt der mehrbändigen Serie Das Spiel der Götter2 verwendet Steven Erikson das Motiv des Gewirrs als ein zentrales magisches System. In den Sturmlicht-Chroniken entwirft Brandon Sanderson eine vergleichbare Magie, die auf der Ur-Substanz Adonalsium basiert: die verschiedenen Arten des Peitschens und die Inkorporation von Sturmlicht. In der Serie um das Geheimnis von Ji verwendet Pierre Grimbert ein Magiesystem, das Energie aus dem eigenen Körper des Magiers oder aus Gegenständen der Umgebung bezieht. Die Gewirre, die Steven Erikson erdacht hat, funktionieren auf die gleiche Weise: Immer nutzt und manipuliert der Magier eine Quelle, die ihm die Energie für seine magischen Rituale und Praktiken liefert.3
Steven Erikson macht es seinen Leser*innen nicht unbedingt leicht den Charakter und die Bedeutung dieses Systems zu erkennen, da er die dazu notwendigen Informationen über den ganzen Roman verteilt. Er stellt dem Leser keinen homodiegetischen Protagonisten oder auktorialen Erzähler zur Seite, der einleitend und zeitnah rationale oder strukturierende Hilfen für seine Fantasy anbietet, sondern mutet dem Leser mysteriöse und komplizierte Prozesse und Ereignisse zu, wie sie das einführende Zitat vorwegnimmt. Leser*innen müssen sich selbst das Bild zu machen, das die Protagonisten nur allmählich und immer nur bruchstückhaft erleben. Mein Kommentar zu den Gärten des Mondes beabsichtigt, was die Gewirre betrifft, ein umfänglicheres Verständnis aus dem Roman heraus zu destillieren.

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